Die HSBA ÎçÒ¹AV und Prof. Dr. Tobias Knuth verbinden viele erfolgreiche gemeinsame Jahre. Er machte seinen Bachelor in Business Administration an der HSBA, kehrte dann als einer der ersten HSBA-Doktoranden zurück, promovierte 2018 über das kooperative Promotionsprogramm zusammen mit der Claussen-Simon-Stiftung berufsbegleitend an der HSBA und der Edinburgh Napier University. Im Anschluss an seine Promotion, die an der HSBA von Prof. Dr. Dennis Ahrholdt betreut wurde, erhielt Tobias Knuth eine weitere Förderung durch die Claussen-Simon-Stiftung für ein einjähriges PostDoc-Stipendium in Hamburg. Die Krönung seiner bisherigen Laufbahn ist nun die Professur für Wirtschaftsinformatik an der FOM, die Prof. Dr. Knuth seit Anfang 2022 innehat. Ein beeindruckender Werdegang, den wir hier noch einmal Revue passieren lassen möchten.
Vom BWL-Bachelor zum Professor für Wirtschaftsinformatik: HSBA-Alumnus und KI-Experte Prof. Dr. Tobias Knuth
Lieber Professor Knuth, wir hatten die Ehre, Sie ein Stück auf Ihrem Weg zum Erfolg zu begleiten und freuen uns sehr für Sie! An dieser Stelle noch einmal herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Berufung! Sie haben Ihr Wissen auf dem Gebiet der künstlichen neuronalen Netzwerke seit einigen Jahren auch an unsere Studierenden weitergegeben – was gefällt Ihnen besonders an der Lehre?
Ich freue mich darüber, beruflich in einem so vielseitigen und interdisziplinären Gebiet tätig sein zu dürfen, und den lebendigen Austausch mit Studierenden empfinde ich als große Bereicherung. In der Lehre lerne ich weiterhin täglich dazu, über mein Fachgebiet und mich selbst — durch die Vorbereitung der Vorlesungen, die Fragen und Diskussionen der Studierenden in den Veranstaltungen sowie durch den Transfer zwischen Theorie und Praxis. Gerade in berufsbegleitenden und dualen Studiengängen kommen oft viele verschiedene berufliche Erfahrungen zusammen, sodass sich bei der Auseinandersetzung mit theoretischen Inhalten vielseitige Perspektiven und Anwendungen entwickeln.
Sie beschäftigen sich u.a. mit Künstlicher Intelligenz, mit künstlichen neuronalen Netzwerken im Online-Marketing und E-Commerce. Das war auch das Thema Ihres Forschungsjahrs an der HSBA und Ihrer Doktorarbeit. Warum haben Sie sich auf diese Themen spezialisiert? Was fasziniert Sie daran?
Künstliche Intelligenz nehme ich als einen der spannendsten Bereiche der Gegenwart wahr. Die Formen und Anwendungen von KI sind so unterschiedlich wie die Definitionen, die den Begriff beschreiben. John Searle unterschied schon vor über 40 Jahren zwischen schwacher (weak, narrow) und starker KI. Schwache KI erlaubt spezifische Lösungen wie autonomes Fahren, Betrugserkennung im E-Commerce und Gesichtserkennung. Starke KI bezeichnet die Vorstellung, bei der ein KI-System einen eigenen Geist bildet. Aber auch in der schwachen KI existieren unterschiedliche Ausrichtungen wie das Ziel, menschliches Verhalten zu simulieren (z.B. Chatbots, Sprachassistenz) oder rationale Entscheidungen zu treffen (z.B. Betrugsprävention). Die Interdisziplinarität der künstlichen Intelligenz von technischen und mathematischen Details bis zu ethischen und gesellschaftlichen Überlegungen macht dieses Forschungsgebiet für mich besonders interessant. In meiner Forschung wollte ich ein gesellschaftlich relevantes Problem untersuchen, wofür sich KI in der Betrugsprävention im Online-Handel anbot.
Sie waren einer der ersten Doktoranden, die im Rahmen des damals ganz neuen kooperativen Promotionsprogramms zusammen mit der Claussen-Simon-Stiftung bei uns an der HSBA promoviert haben. D.h. Sie haben es geschafft parallel zu Ihrer damaligen Beschäftigung zu promovieren und Arbeitsalltag, wissenschaftliche Forschungsarbeit und Ihr Privatleben, Ihre Familie unter einen Hut zu bringen. Sie haben durchgehalten und sind sogar noch den nächsten Schritt gegangen. Was hat Sie motiviert und was hat Sie von unserem Doktorandenprogramm überzeugt?
Das kooperative Promotionsprogramm empfand ich als wertvolle Bereicherung, weil ich neben meiner Promotion im Ausland zusätzlich die HSBA als lokale Ansprechpartnerin hatte. Im Rahmen des Programms durfte ich an Seminaren zu wissenschaftsmethodischen Themen teilnehmen und erhielt Einblicke in die Forschungspraxis von Gastprofessorinnen und -professoren. Zudem förderte das Programm der HSBA auch den Austausch zwischen den Promovierenden, die an unterschiedlichsten Universitäten in verschiedenen Ländern promovierten, ein spannender, internationaler und doch regionaler Austausch. Für meine Promotion und Forschungstätigkeit reiste ich nach Großbritannien, in die Niederlande und in die USA und sammelte zahlreiche Eindrücke. Für die Unterstützung der HSBA und der Claussen-Simon-Stiftung bin ich sehr dankbar. Neben meiner Motivation, eine Promotion abzuschließen, empfand ich die gegenseitige Wertschätzung und Betreuung im Rahmen des Programms als zusätzlichen Antrieb.
Nach Ihrer Promotion haben Sie sich für ein Post-Doc Stipendium beworben, Ihr akademischer Betreuer war Prof. Dr. Dennis Ahrholdt, der auch Ihr Doktorvater an der HSBA war. Könnten Sie kurz erklären, was ein PostDoc-Stipendium ist und wie man dazu kommt? Mit welchem Thema haben Sie sich hier befasst?
Ein Postdoc-Stipendium im Anschluss an eine Promotion dient der akademischen Weiterbildung und Weiterqualifikation, um eine akademische Laufbahn zu fördern. Von besonderer Bedeutung ist ein klares Forschungskonzept, in dem Forschungsvorhaben und Ziele dargelegt sind. Ich forschte hauptsächlich zu Themen künstlicher Intelligenz. Im Rahmen des Forschungszeitraums konnte ich mehrere Beiträge zu verschiedenen Themen publizieren, darunter beispielsweise einen Beitrag zu lernenden Entscheidungsbäumen. Für die Freiheit, an Themen meiner Wahl zu forschen und meine berufliche Zukunft gestalten zu können, bin ich sehr dankbar.
Gibt es etwas, das Sie unseren Studierenden als Erfolgsrezept oder ganz allgemein als Rat mit auf den Weg geben möchten?
Ich glaube, dass Erfolg — und mehr noch Zufriedenheit — ein subjektives Maß ist. Machen Sie sich Gedanken über Ihre Werte und darüber, was Sie antreibt. Womit möchten Sie in Zukunft Ihre Zeit verbringen? Die Reflexion über diese Fragen begleitete mich in meiner akademischen Laufbahn und half mir, die für mich richtigen Entscheidungen zu treffen. Setzen Sie sich realistische Meilensteine und wertschätzen Sie kleine Erfolge.
Ãœber Tobias Knuth:
Nach seinem dualen Studium Business Administration (BSc) an der HSBA ÎçÒ¹AV absolvierte Prof. Dr. Tobias Knuth seinen Master in Marketing an der FOM Hochschule in Hamburg. 2018 folgte die Promotion zum Doctor of Business Administration an der HSBA und der Edinburgh Napier University im Bereich maschinelles Lernen zur Betrugsprävention im E-Commerce-Versandhandel.
Berufliche Erfahrungen sammelte Prof. Dr. Knuth als IT-Projektleiter für die Collins GmbH & Co. KG, und als Data Scientist bei der Risk.Ident GmbH – beide Unternehmen gehören zur Otto Group. Von 2018 bis 2020 war er Leiter Data Science und KI bei der YOMA Solutions GmbH. Prof. Dr. Knuth lehrte über fünf Jahre an der ÎçÒ¹AV, seit dem Sommersemester 2020 war er zudem Dozent an der FOM in Hamburg. Zu seinen Fachgebieten zählen u.a. Methoden und Anwendungen von Künstlicher Intelligenz, Cloud Data Engineering und Visualisierung von Daten und Konzepten. Nach einem von der Claussen-Simon-Stiftung geförderten Forschungsjahr an der HSBA machte sich der Experte für Wirtschaftsinformatik im September 2021 selbstständig und ist seitdem für verschiedene Kund_innen als Data Scientist, Berater und Software-Entwickler tätig.
Die HSBA bietet an ihrem Graduate Center kooperative Promotionsprojekte zusammen mit ihren Partnerhochschulen. Die berufsbegleitende Promotion ermöglicht die systematische Betreuung und Begleitung von Doktorandinnen und Doktoranden, durch die anwendungsorientierte Ausrichtung der HSBA werden überwiegend Projekte aus der Wirtschaft verwirklicht.