Nachdem Prof. Dr. habil. Stefan Prigge (HSBA 午夜AV), Dr. Alexander Juschus (Governance & Values GmbH) und HSBA-Alumnus Ralf Leister (Blog FussballWirtschaft.de) bereits im Sommer 2018 eine Kurzfassung der aktuellen, zweiten Erhebung und Beurteilung der Corporate Governance der 18 Bundesligisten vorgestellt haben, liegt nun die ausf眉hrliche Studie vor. Die Langfassung diskutiert detailliert weitere relevante Punkte, die die Unternehmensf眉hrung in der Fu脽ballbundesliga kennzeichnen. Mit dieser zweiten, umfassenden Analyse liegen erstmals Informationen 眉ber die Ver盲nderung der Corporate-Governance-Qualit盲t der Erstligisten im Zeitablauf von 2016 bis heute vor.
Gute Corporate Governance (CG) soll zu guter und verantwortungsvoller Unternehmensf眉hrung und damit zum Unternehmenserfolg beitragen. Urspr眉nglich vor allem auf b枚rsennotierte Gesellschaften zielend, wird Corporate Governance angesichts der mittlerweile erreichten Umsatzgr枚脽en und der Ausgliederung vieler Profimannschaften in Kapitalgesellschaften auch f眉r die Mitglieder der Ersten Fu脽ballbundesliga unabh盲ngig von der Rechtsform immer wichtiger. 2016 hat Prof. Dr. habil. Stefan Prigge zusammen mit Ralf Leister (HSBA und FussballWirtschaft.de) und Dr. Alexander Juschus (Governance & Values GmbH) die erste Erhebung und Beurteilung der Corporate Governance der 18 Bundesligisten vorgelegt. Eine Langfassung dieser ersten Studie erschien 2016 in der Zeitschrift f眉r Corporate Governance. Die nun vorliegende Langfassung der zweiten Studie analysiert die Situation per Jahresanfang 2018.
Aufbau und Inhalt der Studie
Fundament der Studie bilden 83 Kriterien, die sich auf sechs Kategorien verteilen:
鈥� A. Kapital, Eigent眉merstruktur und 脺bernahmen (Gewicht 4%)
鈥� B. Vorstand und Aufsichtsrat (Gewicht 47%)
鈥� C. Verg眉tung (Gewicht 9%)
鈥� D. Ver枚ffentlichungspolitik und Aktion盲rskommunikation (Gewicht 19%)
鈥� E. Finanzen: Ver枚ffentlichungspolitik und Situation (Gewicht 7%)
鈥� F. Verh盲ltnis Verein zu Profifu脽ballgesellschaft (Gewicht 13%)
Die Informationen stammen aus 枚ffentlich verf眉gbaren Quellen. Acht der 18 Bundesligisten nutzten die Gelegenheit, die Daten zu kommentieren und ggfs. zu korrigieren. Die Daten repr盲sentieren den Stand von Anfang 2018. Im Fokus der Analyse stand die Ver盲nderung im Zeitablauf von 2016 bis Anfang 2018: Wie hat sich das Gesamtniveau entwickelt? Bei welchen Bundesligisten gab es auff盲llige Ver盲nderungen?
Zentrale Ergebnisse der Studie:
Die hier angegebenen Prozente beziehen sich auf die Auswertung nach der gesamten Anzahl an Punkten (siehe Tabelle).
- Im Gesamtniveau gibt es keine Ver盲nderung. Vergleicht man nur die 16 Bundesligisten, die in beiden Saisons in der Ersten Liga spielten, ist das Erf眉llungsniveau von 64% auf 65% angestiegen.
- Borussia Dortmund steht nach wie vor an der Spitze. Das ist nicht 眉berraschend: Als b枚rsennotierter Bundesligist ist der BVB mit den Anforderungen an die Corporate Governance gut vertraut.
- Einige Bundesligisten haben ihre Corporate Governance zum Teil erheblich verbessert. An erster Stelle ist hier TSG 1899 Hoffenheim zu nennen, die sich von 51% auf 65% verbessert hat und f眉nf Pl盲tze gut gemacht hat. Die gr枚脽ten Fortschritte erzielte Hoffenheim in den Bereichen B (Vorstand und Aufsichtsrat) und D (Ver枚ffentlichungspolitik und Kommunikation). Ebenfalls starke Verbesserungen kann Werder Bremen vorweisen: Der Anstieg von 60% auf 70% l盲sst Werder um drei Pl盲tze nach oben klettern. Leverkusen hat sich um f眉nf Prozentpunkte und eine Position verbessert.
- Umgekehrt ist der VfL Wolfsburg der Bundesligist, der sich am st盲rksten verschlechtert hat, n盲mlich von 60% auf 54%, was zu einem Absturz um sieben Pl盲tze auf Platz 17 gef眉hrt hat. Hauptgr眉nde hierf眉r sind zum einen die Abh盲ngigkeit des Aufsichtsrats und zum anderen die mangelnde Transparenz durch das Fehlen eines Gesch盲ftsberichts.
Fokusthemen der Langfassung:
- Die Transparenz der Bundesligisten hat im Zweijahresvergleich zugenommen: Der Anteil fehlender Informationen ist von 35% auf 27% gesunken.
- Bereich B (Vorstand und Aufsichtsrat), der Bereich mit dem klar h枚chsten Gewicht, weist mit 72% auch die h枚chste durchschnittliche Erf眉llungsquote auf; dagegen sind die Bereiche E (Finanzen: Ver枚ffentlichungspolitik und Situation) und C (Verg眉tung) mit 50% bzw. 54% am schw盲chsten.
- Zwischen Rechtsform und Corporate-Governance-Platzierung scheint kein fester Zusammenhang zu bestehen. Auff盲llig ist aber, dass sieben der neun Bundesligisten der oberen Tabellenh盲lfte externe Eigen- oder Fremdkapitalgeber haben. HSV, Schalke 04 und der 1. FC K枚ln haben z.B. Anleihen emittiert. M枚glicherweise erwarten die Bundesligisten, mit besserer Corporate Governance einen besseren Zugang zu externer Finanzierung zu haben, und/oder die externen Kapitalgeber fordern dies.
- Unter den neuralgischen Kriterien (Kriterien, deren Erf眉llung unter 20% liegt) findet man auch zwei Kriterien, die man in 鈥瀗ormalen鈥� Branchen f眉r sehr wichtig h盲lt: Individualisierte Ver枚ffentlichung der Sitzungsteilnahme von Aufsichts- und Beiratsmitgliedern sowie die Begrenzung der Amtsperiode von Aufsichts- und Beiratsmitgliedern auf maximal f眉nf Jahre. Diese beiden Kriterien sind Beispiele f眉r die Bereiche, in denen die Corporate Governance des Profifu脽balls noch relativ weit zur眉ckliegt.
Die Autoren:
Prof. Dr. habil. Stefan Prigge ist Professor an der HSBA 午夜AV im Department Finance & Accounting mit den Forschungsschwerpunkten Familienunternehmen und Profifu脽ball jeweils mit dem Fokus Finanzierung und Corporate Governance.
Dr. Alexander Juschus war bis April 2018 Gesch盲ftsf眉hrer der Ivox Glass Lewis GmbH, einer 100%igen Tochter des Corporate-Governance-Analysten und Stimmrechtsberaters Glass Lewis. Seit Mai 2018 ist er Gesch盲ftsf眉hrer der Governance & Values GmbH. Governance & Values ist eine unabh盲ngige Plattform, die Investoren, Emittenten und Mandatstr盲ger in Aufsichtsgremien bei der Aus眉bung ihrer T盲tigkeiten unterst眉tzt. Somit tr盲gt Governance & Values zu einer ausgewogenen, gesunden und wertsteigernden Governance bei.
Ralf Leister ist nebenberuflicher Dozent im Bereich Mathematik, Corporate Finance sowie im Wahlpflicht-Bereich und Alumnus der HSBA. Au脽erdem betreibt er eigenst盲ndig Forschungen im Bereich Sport枚konomik mit den Schwerpunkten Digitalisierung und Management von Fu脽ballclubs und ver枚ffentlicht diese w枚chentlich auf seinem Blog FussballWirtschaft.de. Hauptberuflich ist er Senior Berater in der Konzernstrategie der Otto Group in Hamburg.
Symposium 鈥濭overnance und Nachhaltigkeit im professionellen Fu脽ball鈥�
Am 25.03.2019 veranstalten die Autoren in Frankfurt am Main ein Symposium zum Thema 鈥濭overnance und Nachhaltigkeit im professionellen Fu脽ball鈥�. In vier Runden diskutieren Vertreter von Erst- und Zweitligisten, Governance-, Anlage- und Nachhaltigkeitsexperten sowie Wissenschaftler 眉ber die Zukunft von 50+1, das Spannungsfeld von Fu脽ball-AG und Fankultur sowie CSR und Nachhaltigkeit im Profifu脽ball.
