Wie stark wird die Corona-Krise Hamburg / die Hamburger Wirtschaft treffen?
Das h盲ngt sehr stark von der Dauer von Shutdown und Lockdown ab. Im Moment w盲re der Schaden noch begrenzt. Die meisten Unternehmen k枚nnen vielleicht zwei oder drei Monate durchhalten, dar眉ber hinaus wird es sehr schwierig. Dann werden auch keine B眉rgschaften und Kredite mehr helfen. Es ist davon auszugehen, dass auf den Angebotsschock zunehmend ein Nachfrageschock folgt, Absatzm盲rkte sowie Liefer- und Produktionsketten weltweit wohl noch deutlich bis in die zweite Jahresh盲lfte gest枚rt bleiben werden. Es wird daher kein V-f枚rmigen Konjunkturverlauf geben, also eine kurze Rezession mit schneller Erholung, sondern eher ein langes U, wom枚glich sogar ein L, also eine strukturelle Abschw盲chung des Wachstums. Hamburg selbst d眉rfte im Vergleich zu Deutschland insgesamt 眉berproportional betroffen sein, weil hier der Dienstleistungssektor und der Au脽enhandel eine gro脽e Bedeutung haben. Vermutlich kostet die Krise Hamburg nach derzeitigem Stand rund zehn Milliarden Euro, jede Woche kommen rund zwei bis drei Milliarden hinzu.
Kann die neue Allgemeinverf眉gung daran etwas 盲ndern/verbessern?
Ja, die Lockerung erm枚glicht ein schrittweises Hochfahren der Wirtschaft. Das geht jedoch nur in dem Ma脽e, wie dadurch die Kontrolle 眉ber die Pandemie nicht wieder verloren geht. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, mehr dar眉ber zu wissen, wie und wo sich die Pandemie schneller und wo langsamer ausbreitet, und nat眉rlich flankierende Ma脽nahmen wie das Tragen von Masken zu erlassen. Die Orientierung an der Reproduktionsrate R<1 ist daher nur bedingt sinnvoll, denn es handelt sich um einen Durchschnittswert. Man muss wissen, wo R noch deutlich gr枚脽er als Eins ist und wo deutlich geringer, wo also das Eis, auf dem wir uns bewegen, noch sehr d眉nn und wo schon etwas dicker ist. Daran h盲ngt am Ende jedes Exit-Szenario. Daf眉r m眉sste man jedoch vor allem mehr testen.
Was sollte die Politik dar眉ber hinaus noch tun, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln?
Der Kapitalstock wird nach der Krise im Wesentlichen unver盲ndert sein, prinzipiell k枚nnten wir also sehr schnell wieder in gleicher H枚he wie vorher produzieren. Aber die Situation der Unternehmen ist nat眉rlich mittlerweile eine andere; viele bewegen sich am Rande ihrer Existenz. Insoweit braucht es nach der Krise zwar kein Wiederaufbauprogramm, aber schon eine Art Wiederbelebung. Dar眉ber hinaus ist die Krise eine Chance, neu dar眉ber nachzudenken, wie wir Gesellschaft und Wirtschaft in Zukunft organisieren wollen. Es wird als Reaktion auf die Krise sicherlich zu Anpassungen im Konsumverhalten, bei den globalen Wertsch枚pfungsketten und in Risikoeinstellungen kommen. Dadurch wird es 鈥� wie wir in der 脰konomie sagen 鈥� zu realen Reallokationsentscheidungen kommen, die unsere Wirtschaft auch strukturell ver盲ndern werden. Vor dem Hintergrund von Digitalisierung und Klimawandel ist die Phase nach der Krise eine Chance zur Modernisierung. Deshalb sollte der Fokus nicht auf dem kurzfristigen Konservieren von Strukturen, sondern auf Innovation und Strukturwandel liegen.
Welche Auswirkungen wird die Krise auf die Hochschullandschaft haben?
Zweigeteilte Auswirkungen. Kurzfristig wird die Krise einige Hochschulen wom枚glich stark treffen, die staatlichen sind in einer vergleichsweise komfortablen Situation. Private sind aber in der Hochschullandschaft zunehmend wichtig. Deshalb w盲re es wichtig, auch die privaten unter einen Schutzschirm zu stellen. Dar眉ber hinaus werden Bildung, Wissenschaft und Forschung immer wichtiger f眉r Wirtschaft und Gesellschaft, denn die Corona-Krise zeigt ja gerade, wie verwundbar wir sind, und wie sehr Wissen unser Verstehen, Handeln und Gestalten pr盲gt. Hochschulen werden also eine sehr wesentliche Rolle in der Gestaltung der Zukunft spielen, gerade private Hochschulen haben dabei eine wichtige Funktion beim Transfer in die Wirtschaft.
Werden wir hier langfristige Ver盲nderungen erreichen, die Studierende besser auf die Arbeitswelt von morgen vorbereiten?
Ja, das ist unbedingt zu hoffen. Der Corona-Schock hat das Potenzial, das kollektive Bewusstsein zu ver盲ndern, im besten Fall die Haltung gegen眉ber Wandel positiv zu beeinflussen, denn wir alle m眉ssen uns pl枚tzlich mit dem Gedanken tragen, vom Status quo loslassen zu m眉ssen, neue L枚sungen zu entwickeln, agil und kreativ zu sein. Wir wissen ja schon l盲nger, gerade in der HSBA, dass diese F盲higkeiten in Zukunft sehr wichtig in der Arbeitswelt sein werden, denn die Innovationszyklen verk眉rzen sich und Unternehmen m眉ssen sich im Grunde permanent wandeln: Agilit盲t ersetzt den Prozess, Kollaboration die Hierarchie.
Gibt es so gesehen auch Chancen, die die Krise bietet? Wird sie uns in Sachen Digitalisierung einen bedeutenden Schritt weiter voranbringen oder werden wir nach der Krise eher wieder zu analogen Prozessen zur眉ckkehren?
Die Krise wirkt gerade wie ein Katalysator f眉r den ohnehin anstehenden, aber vielerorts aufgeschobenen Strukturwandel. Nach der Krise werden pl枚tzlich jene viel besser dastehen, die den Strukturwandel schon eingeleitet hatten, gerade in der Digitalisierung. Die Erfahrung vieler Unternehmen in der Krise ist, dass Digitalisierung nicht weh tut, sondern konkret helfen kann, etwa in Arbeitsprozessen oder im Vertrieb. Diese Erfahrung ist sehr wichtig. Es wird aber darauf ankommen, dass wir nicht wieder kollektiv in alte Verhaltensmuster zur眉ckfallen. Ich habe mir pers枚nlich vorgenommen, in Zukunft viel h盲ufiger auf remote Arbeitsprozesse zu bestehen. Das Analoge wird dadurch ja nicht weniger wichtig, sondern durch die gewonnene Zeit im Gegenteil wertvoller und produktiver.
