午夜AV

Liebe Anastasiya Lutskova, woher kommen Sie genau und seit wann sind Sie in Deutschland? Ist Ihre Familie auch in Hamburg? 

Ich komme aus Belarus und wohne seit Anfang 2017 in Deutschland. Mein Abitur habe ich mit 16 Jahren in Belarus gemacht und bin dann im Januar 2017, damals war ich 17 Jahre alt, nach Hamburg gekommen. Meine ganze Familie wohnt in Belarus, d.h. dass ich seit dem 17. Lebensjahr weit entfernt von meinen Eltern und Verwandten wohne. 
In Deutschland habe ich dann noch im selben Jahr, also 2017, die sog. Feststellungspr眉fung am Studienkolleg Hamburg abgelegt. Diese Pr眉fung ist f眉r internationale Studierende meist Voraussetzung, um an einer Hochschule in Deutschland zugelassen zu werden und belegt, dass man in studienrelevanten F盲chern Abiturniveau besitzt. 

Dann waren Sie gerade mal eineinhalb Jahr in Deutschland als Sie an der HSBA angefangen haben zu studieren! Das ist beeindruckend. Warum wollten Sie in Deutschland studieren und wie sind Sie auf die HSBA gekommen?

In der 9. Klasse bin ich auf die Idee gekommen, dass es gar nicht verkehrt w盲re, ins Ausland zu gehen. In der Schule habe ich Deutsch gelernt und so hatte sich die Frage nach der Wahl des Landes von selbst erledigt. Dar眉ber hinaus herrscht im Osten die 脺berzeugung, dass ein deutsches Studium, ein deutscher Bachelor sehr wertvoll und weltweit gesch盲tzt ist, denn die Deutschen stehen f眉r "Zuverl盲ssigkeit, Ordnung und P眉nktlichkeit". 

Mein urspr眉nglicher Plan bestand darin, sofort nach der Schule nach Deutschland zu gehen, um hier dann direkt mit einem Studium anzufangen. Als ich dann nach Hamburg zog, war ich 17 Jahre alt und musste feststellen, dass ich mit dem Studium nicht sofort anfangen durfte. Bevor ich meine Reise an der HSBA beginnen konnte, musste ich noch ein Jahr am Studienkolleg Hamburg studieren, um mich f眉r das Studium zu qualifizieren. Der Abschluss des Studienkollegs ist dem deutschen Abitur vergleichbar und meist erforderlich, wenn man mit einem ausl盲ndischen Schulabschluss an einer deutschen Hochschule studieren m枚chte. 

An der HSBA hat mich das duale Studienmodell mit Wechseln zwischen Hochschule und Unternehmen 眉berzeugt. Nicht an allen Hochschulen gibt es ein 盲hnliches Ausbildungssystem. Das duale Studium gibt dir die Chance, sofort in die Arbeitswelt einzutauchen und vom ersten Tag an Erfahrungen zu sammeln. Au脽erdem bieten einige Unternehmen zus盲tzlich noch die M枚glichkeit, parallel zum Bachelor-Abschluss eine Ausbildungspr眉fung bei der Handelskammer zu machen. In meinem Fall war das die Ausbildung zur Kauffrau im Gro脽- und Au脽enhandelsmanagement. 

Lange Rede, kurzer Sinn: Auf die Frage "Warum HSBA?" kann ich antworten, dass man aus den drei Jahren an der HSBA sehr viel mitnimmt. Insbesondere wenn man noch eine weitere Fremdsprache lernt, kann man schon eine Menge an Kenntnissen und Kompetenzen erwerben. Ich habe zum Beispiel w盲hrend des Studiums mit Chinesisch angefangen. An anderen Hochschulen m眉ssen die Studierenden f眉r Vergleichbares viel mehr Zeit investieren. 

Wie sind Sie zu Ihrem jetzigen Arbeitgeber und ehemaligem Partnerunternehmen Illies & Co gekommen? 

Durch einen Kontakt 眉ber Freunde meiner Familie in Deutschland habe ich w盲hrend der 9. Klasse ein einw枚chiges Sch眉lerpraktikum bei absolviert. An dieser Stelle m枚chte ich mich noch einmal ganz herzlich bei meinen Freunden aus 鈥瀌er alten Ziegelei鈥� & Umgebung bedanken und sie ganz herzlich gr眉脽en! Mein Vater war damals f眉r eine Woche mit mir in Hamburg und wir haben uns damals auch die HSBA etwas n盲her angesehen und uns informiert. Mir ist bei diesem Praktikum klar geworden, dass ein Auslandsaufenthalt durchaus realistisch ist und ich es schaffen k枚nnte. Also habe ich mich auch f眉r das duale Studium erneut bei Illies beworben und die Gelegenheit genutzt, das Unternehmen (und viele andere nat眉rlich auch) im Rahmen der von der HSBA angebotenen Wirtschafts-Speed-Datings besser kennenzulernen. Als mir Illies dann eine Stelle anbot, war dies f眉r mich perfekt und ich habe sofort zugegriffen.  

Wie war es f眉r Sie in Deutschland / Hamburg zu studieren? Gab es besondere H眉rden und wie sind Sie damit umgegangen bzw. zurechtgekommen? 

Es hat sich herausgestellt, dass Deutschland ein sehr b眉rokratisches Land ist, etwas, das ich vorher nicht wusste. 脺ber die b眉rokratischen H眉rden und Herausforderungen k枚nnte man ein ganzes Buch schreiben, aber das sind einfach die Nuancen, mit denen keine Studentin, kein Student aus dem Ausland umgehen kann. 
Als ich meine ersten Schritte in Deutschland gemacht habe, war ich minderj盲hrig, und so gab es schon allein aufgrund meines Alters immer einige Hindernisse (z.B. bei der Er枚ffnung eines Bankkontos, bei der Unterzeichnung eines Zimmermietvertrags u.a.). F眉r die verschiedenen Situationen muss man dann einfach eine L枚sung finden. 
Das Besondere f眉r Studierende aus dem Ausland ist, dass f眉r sie einfach alles neu ist.  Nicht nur die Lerninhalte, sondern auch das gesamte Alltagsleben um sie herum, zu jeder Zeit. Ich musste mich an alles neu gew枚hnen, alles neu entdecken, von der Art der Br枚tchen, die die B盲ckerei anbietet, bis hin zu solchen ernsten Themen wie Arbeitsgesetz und Steuerrecht.

Auch die Traditionen sind anders. Dazu gibt es eine sehr komische Geschichte, 眉ber die ich immer wieder lache: An meinem ersten Tag in Deutschland habe ich meine heutige beste Freundin getroffen. Sie hat mich umarmt, um mich zu begr眉脽en, was hier in Deutschland 眉blich ist, um Hallo zu sagen - vor allem vor Corona. Daraufhin habe ich sie typisch russisch begr眉脽t 鈥� mit K眉sschen rechts und links. Sie hat mich sehr verwundert angeschaut und gefragt: "Was war das? Was machst du?" Mir war das damals sehr peinlich, aber heute lachen wir oft dar眉ber und es ist sehr lustig, daran zur眉ckzudenken. 

Erste Deutschkenntnisse hatten Sie ja bereits aus der Schule in Belarus mitgebracht. Durch das Jahr am Studienkolleg Hamburg konnten Sie Ihre Sprachkenntnisse sicherlich schon festigen. Aber in einer anderen Sprache als der Muttersprache zu studieren und neue, komplexe Lerninhalte aufzunehmen, stelle ich mir dennoch sehr herausfordernd vor. Wie war das f眉r Sie?   

In den ersten Monaten, besonders im ersten Semester, musste ich gef眉hlt dreimal mehr als deutsche Studierende machen. Am Anfang war es einfach wirklich viel. Und das lag nat眉rlich vor allem an der Sprache, denn es dauert eine Weile, bis der neue Wortschatz gefestigt ist und man ein Sprachgef眉hl f眉r Hochdeutsch entwickelt. Ich kann mich gut daran erinnern, wie ich in den ersten zwei Monaten t盲glich nach der Uni zwei Stunden schlafen musste. Die Vorlesungen waren auf Deutsch und Englisch, einiges musste ich erst ins Russische oder Belorussische 眉bersetzen, bevor ich die neuen Lerninhalte verarbeiten konnte. 
Hinzu kam, dass ich mich in meiner Schule in Belarus und in meiner Zeit am Studienkolleg in Hamburg ganz und gar auf Deutsch fokussiert hatte. F眉r das Studium an der HSBA braucht man aber ja auch Englisch, und zwar mindestens Niveau B2. Dieses "kleine" Problem kam dann noch hinzu und ich hatte nur f眉nf Monate Zeit, um Englisch mindestens bis zum Niveau B2 zu lernen. Das war definitiv herausfordernd, aber machbar.

Was hat Sie besonders fasziniert / 眉berrascht / begeistert / irritiert an einer deutschen Hochschule bzw. im Berufsalltag? Gibt es ein besonderes Erlebnis, dass Sie mit uns teilen m枚chten?  

Mich hat die deutsche Offenheit begeistert. Ich f眉hlte mich immer sehr willkommen in meinem Unternehmen und auch an der Hochschule. Alle waren immer bereit mich zu unterst眉tzen und mir zu helfen. Die Menschen sind auf mich zugegangen, das ist in meinem Heimatland eher anders. Wenn man in Belarus in ein neues Team kommt, muss man als Neueinsteiger erstmal beweisen, dass man nicht umsonst hier ist. Und damit will ich nicht sagen, dass eins schlechter oder besser ist, es ist nur ein anderer Ansatz.
Mir gef盲llt es gut, dass man in Deutschland in jedem Alter mit dem Studium anfangen kann. Es ist auch in Ordnung, wenn man gar nicht studiert, sondern erst eine Ausbildung oder 眉berhaupt ein "Gap Year" macht, um seinen Lebenszweck zu finden. In Belarus ist es im Prinzip auch so, dennoch gibt es eine gewisse Erwartungshaltung, dass man schon mit 16 oder 17, also direkt nach der Schule, an die Universit盲t gehen sollte. Sonst wird man komisch angesehen. Dabei wissen viele belarussische Studentinnen und Studenten in dem Alter noch gar nicht, ob sie das richtige Studienfach f眉r sich gew盲hlt haben. Sie w盲hlen oft das, was ihnen ihre Freunde oder Eltern empfehlen. 
Au脽erdem werden Studierende an vielen belarussischen Universit盲ten mehr oder weniger wie in der Schule behandelt: so werden beispielsweise Hausaufgaben aufgegeben, die man unbedingt machen soll. In Deutschland wird alles eher den Studierenden 眉berlassen, sie handeln st盲rker eigenverantwortlich. Selbststeuerung und die eigene Motivation spielen eine gro脽e Rolle. Aber nat眉rlich gilt das nicht f眉r alle Universit盲ten in Belarus. 

Welchen Rat oder Tipp w眉rden Sie anderen Studierenden mit auf den Weg geben wollen, die aus dem Ausland nach Deutschland kommen? 

Besonders wichtig und an aller erster Stelle steht gute Vorbereitung. Bereitet Euch immer sehr sehr gut vor! Sei es f眉r den Visumsantrag, das Gespr盲ch in der Botschaft oder das Vorstellungsgespr盲ch beim Unternehmen. So f眉hlt Ihr Euch trotz der mangelnden Sprachkenntnisse relativ sicher, k枚nnt selbstbewusst auftreten und auch auf Unerwartetes viel besser reagieren. Lasst Euch nicht verunsichern, hebt Eure St盲rken deutlich hervor und seid entschlossen!

Dazu geh枚rt vor allem auch, dass Ihr Euch nicht sch盲men solltet, Deutsch zu sprechen! Nat眉rlich ist es nicht perfekt, aber die Deutschen m枚gen es, wenn jemand aus dem Ausland sich M眉he gibt, um die Sprache zu lernen. 

Und drittens: Versucht unbedingt neben dem Studium das Land zu entdecken und dokumentiert Eure Zeit im Ausland vielleicht durch das F眉hren eines Tagebuchs oder das Schreiben eines Blogs. So werdet Ihr die Erinnerungen ein Leben lang bewahren.

Was haben Sie f眉r Ihre Zukunft geplant? Was machen Sie nach Ihrem Studium? 

Ich bin sehr froh, dass ich von meinem Partnerunternehmen C. Illies & Co. 眉bernommen wurde. W盲hrend meines Studiums hatte ich die Gelegenheit im Bereich "Business Development" und "Nachhaltigkeit" zu arbeiten. Die beiden Bereiche finde ich sehr interessant und zukunftweisend. Die Arbeit in so einem internationalen Unternehmen wie C. Illies & Co. erm枚glicht es mir, einzigartige Erfahrungen zu machen und auch weitere L盲nder, Kulturen und Menschen kennenzulernen.